Ein Blick in unser singhalesisches und tamilisches Neujahr in Sri Lanka

Festessen für Neues Jahr

Wenn es in Sri Lanka Aprilr wird und das singhalesische (oder auch buddhistische & Hinduistische) Jahr zu Ende geht, fängt bei uns zu Hause die wahre Hochsaison an: Das singhalesische und tamilische Neujahr steht vor der Tür – und mit ihm ein ganzes Haus voller Traditionen, Düfte und Farbspritzer.


Seit einer Woche herrscht in unserer Küche reger „Backbetrieb“: Meine Schwiegermutter Babynona (die heimliche Neujahrsgeneralin) und meine Schwägerinnen rollen, kneten und frittieren, was das Kokosöl hergibt. Klassiker wie Kokis, Kewum, Athirasa und Mun Kavum dürfen natürlich nicht fehlen. Es duftet überall nach Kokos, Zimt, Anis – und wer bei uns vorbeischaut, geht garantiert nicht hungrig wieder raus.


Während die Damen das Haus kulinarisch vorbereiten, sorgt mein Mann dafür, dass alles frisch erstrahlt: Er weißelt fleißig den „Schwiegermutterteil“ des Hauses (der Teil, den man besonders gut in Schuss halten sollte 😉) und auch unsere Terrasse samt der armen, vollgeklecksten Pflanzen bekommt einen neuen Anstrich. Der Garten wird auf Vordermann gebracht, Unkraut gezupft, ein Blümchen gepflanzt – schließlich soll das neue Jahr in Schönheit starten!


Neue Kleider für alle! Das gehört zum Neujahr wie Kokis und Milchreis. Ob jung oder alt, jeder bekommt etwas Neues zum Anziehen. Die Farben sind natürlich nicht willkürlich gewählt: Meine Schwiegermutter studiert tage- und nächtelang den Neujahrskalender, um alles exakt nach den Sternen auszurichten – vom exakten Moment des Kochens über das erste Essen, Ruhen, die richtige Blickrichtung bis hin zur passenden Farbwahl. Sterne müssen eben auch wissen, was sie tun!


Am Neujahrsmorgen wird es dann feierlich – und leicht abenteuerlich: Pünktlich zur festgelegten Zeit wird mitten auf den Küchenfliesen ein kleines Lagerfeuer entfacht (ja, drinnen – sri-lankische Baukunst hält das aus!) und in einem winzigen Tontopf kocht Babynona die Milch für den Milchreis. Je nachdem, wie die Milch überkocht, wird das Jahr: Sprudelt sie kräftig über, kann nichts mehr schiefgehen. Ich sage nur: Dieses Jahr wird super!


Danach wird geschlemmt, gelacht und gefuttert, was die Kokis hergeben. Nach und nach trudeln alle Familienmitglieder ein – jeder bringt Geschichten mit, und am Ende wünschen wir uns alle ein gutes, gesundes neues Jahr.


Und als wäre das nicht schon genug Festlichkeit, wird natürlich auch noch pünktlich zum astrologisch perfekten Zeitpunkt ein Feuerwerk gezündet – laut, bunt und traditionell. Weniger begeistert davon sind allerdings unsere Hunde Johny & Buny, die sich dann verschreckt unter irgendeinem Bett oder Stuhl verkriechen, während die Katze sich vorsorglich ein sicheres Plätzchen im Kleiderregal sucht und dort so tut, als ginge sie das alles nichts an.


Noch etwas darf nicht fehlen: die traditionellen Neujahrsspiele! Ob Tauziehen, Topfschlagen, Reissacklaufen oder Eierlaufen – gespielt wird alles, was für Gelächter und ein bisschen gesunden Familienwettkampf sorgt. Meine Schwiegermutter Babynona ist dabei immer mit vollem Einsatz dabei. Als Oberhaupt der Familie kämpft sie verbissen um den Sieg – und weil wir alle sie so lieben, schenken wir ihr den ersten Platz manchmal auch ganz großzügig.


Und dann… geht der Marathon erst richtig los: In den kommenden Wochen besuchen wir jede Tante, jeden Onkel, jede Cousine dritten Grades – bei einer singhalesischen Familie ein Mammutprojekt, das man aber mit vollem Bauch und vollem Herzen meistert. Am Ende sind alle auf dem neuesten Stand, man hat genug Kewum gegessen, um bis zum nächsten Neujahr satt zu sein – und man startet mit einem guten Gefühl ins neue Jahr.


✨ Ich liebe diese Zeit – zwischen Zimtduft, Farbkübeln und Milchreisbergen wird hier Familie gefeiert, gelacht und gelebt. Und egal, wie groß oder chaotisch es manchmal wird: Am Ende zählt nur eins – wir starten gemeinsam, frisch gestrichen und gut genährt ins neue Jahr!



Subha Aluth Avurudhak Wewa – ein frohes, gesundes neues Jahr euch allen!

von Claudia Valier 12. Dezember 2025
Der Zyklon Ditwah hat Sri Lanka Ende November mit schweren Regenfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen getroffen – besonders die Bergregionen des Landes. Für viele Menschen bedeutete das Angst, Unsicherheit und Verlust. Für uns als Familie und als Sri Lanka Explorer Team wurden es Tage, die wir nie vergessen werden. Während ich zur Weihnachtszeit in Deutschland bei meiner Familie war, saßen Sumi, Chamilla und unsere Gäste hoch oben in den Bergen fest – abgeschnitten von der Außenwelt, mitten in einer sich zuspitzenden Naturkatastrophe. Zwischen zwei Ländern – und vielen Sorgen Aus der Ferne zuzusehen, während Menschen, die einem so nahestehen, in Gefahr sind, ist kaum in Worte zu fassen. Jede neue Information ließ hoffen – oder erneut bangen. Die Wetterlage war unberechenbar, Straßen unpassierbar, das Risiko von Erdrutschen allgegenwärtig. Die Erleichterung war riesig, als schließlich feststand: Alle konnten per Helikopter evakuiert werden. Unser tiefster Dank gilt der Sri Lankan Air Force , sowie Army, Navy und den zahlreichen zivilen Helfern, die unter extremen Bedingungen Großartiges geleistet haben. Diese Professionalität und Menschlichkeit haben Leben geschützt – und uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig verlässliche Strukturen und erfahrene Teams vor Ort sind. Unsere Gedanken bei den Opfern des Zyklons So groß unsere Dankbarkeit über das gute Ende für unser Team und unsere Gäste ist, so sehr denken wir an all jene, die weniger Glück hatten. Viele Familien haben ihr Zuhause verloren, manche auch geliebte Menschen. Naturkatastrophen treffen oft die, die ohnehin wenig haben. Deshalb war für uns sofort klar: Wir helfen. Unser sri-lankisches Team hat gesammelt, organisiert und vor Ort unterstützt – direkt dort, wo Hilfe gebraucht wurde. Nicht aus Verpflichtung, sondern aus tiefer Verbundenheit. Sri Lanka ist für uns nicht nur ein Reiseziel, sondern Heimat und Familie. Ein Land hält zusammen Was uns in diesen Tagen besonders berührt hat, ist der außergewöhnliche Zusammenhalt in Sri Lanka . Nachbarn helfen einander, Fremde packen gemeinsam an, Solidarität ist keine Floskel, sondern gelebter Alltag. Straßen werden freigeräumt, Infrastruktur repariert, Häuser wieder instand gesetzt. Schritt für Schritt kehrt der Alltag zurück – ruhig, pragmatisch und mit viel gegenseitiger Unterstützung. Resilienz – die Stärke Sri Lankas Wenn man Sri Lanka mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: Resilienz . Dieses Land hat schon vieles erlebt – und steht immer wieder auf. Mit Würde, mit Mut und mit einer Herzlichkeit, die tief beeindruckt. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die wahre Stärke eines Volkes. Meine Bewunderung für die Menschen Sri Lankas ist nach diesen Tagen größer denn je. Und meine Dankbarkeit, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, ebenso. Die Lage heute – Reisen ist wieder sicher Inzwischen hat sich die Situation deutlich stabilisiert . Die meisten Straßen sind wieder frei, Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten geöffnet, Ausflüge finden regulär statt. Der Alltag hat in vielen Regionen nahezu wieder Normalität erreicht. Reisen nach Sri Lanka ist wieder gut und sicher möglich. Wie immer beobachten wir die Lage sehr genau, stehen in engem Austausch mit Behörden, Hotels und unserem Team vor Ort und passen Routen bei Bedarf verantwortungsvoll an. Die Sicherheit unserer Gäste hat für uns oberste Priorität. Mit Zuversicht nach vorne Zyklon Ditwah hat Spuren hinterlassen – aber auch gezeigt, was wirklich zählt: Menschlichkeit, Zusammenhalt und Hoffnung. Sri Lanka baut wieder auf. Mit Geduld, mit Stärke und mit einem beeindruckenden Gemeinschaftsgeist. Wir freuen uns sehr darauf, wieder neue Gäste in Sri Lanka willkommen zu heißen , ihnen unser Land zu zeigen und gemeinsam unvergessliche Erlebnisse zu schaffen – achtsam, sicher und mit ganz viel Herz. Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen. Unser Dank gilt allen Helfern. Und unser Herz schlägt weiterhin für Sri Lanka. 🇱🇰 Kommt als Fremde – geht als Freunde.
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